Ebbe und Flut

ebbe und flut
auf und ab
tag und nacht

in die rhythmen der welt
webe ich mein leben

meinen tag
und meine nacht
meine hochzeiten
und meine finsteren stunden

ich spüre die erde unter den füssen
werde von der sonne geküsst
reite auf dem regenbogen
und tanze nachts auf dem mond

meine melodie
klingt durch die nacht
gesungen von den sternen

mein körper
uralte materie
schon millionenfach bewohnt,
verlassen, zersetzt und wieder
neu entstanden
schwingt mit in allen zellen
pulsiert, atmet, lebt
und ist doch nur
ein körnchen sternenstaub

Zeit

was ist schon zeit?

in anbetracht der erinnerung
an leben

an leben
auf sonnenbeschienenen inseln
mit freudvollen menschen

an leben
in wunderbarer bergwelt
behütet von den pflanzen

an leben
schwimmend in den ozeanen
eines fernen planeten

an leben
mit massen von menschen
den frieden und überfluss feiernd

an leben
vom winde getragen
mit dem himmel als heimat

an leben
mit unerschöpflicher kreativität
die das leben selber erschafft

was ist schon zeit
mein freund

Hallo Wunderkind

All die Pflichten und Erwartungen erfüllen

das Erbringen müssen des Beweises
dass ich gescheit bin, kreativ und genial
Ideen entwickeln um unentbehrlich zu sein
Kreativ sein und es teilen mit der Welt
zeigen dass ich gut bin

all das sind Rollen
ich kann mit ihnen spielen
aber ich bin sie nicht

Und so horche ich einmal mehr in mich hinein
und sage:

Hallo Wunderkind
du musst nix, darfst einfach spielen!

Fehler

die wirklichen fehler im leben
sind nicht die unglücklichen taten
auch nicht die unbedacht gesprochenen worte
oder die fehlenden gewissenbisse

die wirklichen fehler
sind die unausgesprochenen wahrheiten
fehlende offenheit und achtsamkeit
die ungelebten sehnsüchte
und das vorbeiziehenlassen des mutes

Lebensende

Zu ende ist das Leben nie
Menschen werden geboren
Menschen gehen zurück
in das grosse Eine

Das die Welt bewegt
das wachsen lässt
das uns fühlen, berühren und staunen und lieben lässt
das uns geschaffen hat

Jeden Menschen
mit seiner Individulität
mit seinem Leuchten
und seinem Streben
mit seinen Hoffnungen
und seinem eigenen Willen

Und damit erforschen wir unsere Welt
kreieren und lassen sterben
und tragen bei zu diesem grossen kreislauf
der alle uns beinhaltet und nährt

bis wir dann wieder zurückkehren
in die stille
manchmal jäh und unvermutet
für die menschen in unserem umfeld
und manchmal mit zeit um uns zu verabschieden

und ganz unbeachtet dessen, welchen Glauben
oder welche Weltanschauung wir haben
wir die zurückgebliebenen können nur eines
loslassen
und das Andenken des geliebten Menschen
in unseren Herzen weiterleben lassen

Die Drachin in mir

Sehnsucht

nach dem wilden Teil in mir

der über die Hürden des Normalen springt

 

Sehnsucht

nach der Drachin in mir

feuerspeiend, schnaubend und lustvoll

 

Sehnsucht

zuerst meine selbstgebaute Schranke Angst zu durchbrechen

mich nicht mehr zu kümmern

ob ich so noch geliebt werde

 

mich selber umarmen

das Leben umarmen

springen in den Lebensfluss

Vergessen und erinnern

nicht vergessen
auf keinen fall
wollte ich

das schreckliche
das bedrohliche
das verletztende
das erniedrigende
das manipulierende
und das gewalttätige
vergessen

er war schon richtig
dieser wunsch
keine monster zu züchten
im see des unbewussten

doch nun bin ich bereit
mich zu erinnern

an meine schönheit
an meine berührbarkeit
an meine verletztlichkeit
an die würdevolle königin in mir
an die sanfte weise mit der unendlichen weite im herzen

und jetzt erinnere ich mich
die zu sein
welche die welt mit schönheit berührt

Sammlerin

sammlerin bin ich
sammle wissen und erfahrung
in dieser welt

und manchmal gibt es zeiten
des sehens
des spürens
des lebens
der erfahrung
die mich befähigen zu sortieren
das wissen zu sieben

und ich siebe wieder einmal

mein Sieb früher hiess: funktioniert es?
mein Sieb heute hat noch feinere Maschen

funktioniert es auch
unabhängig von einer lehre
unabhängig von gegenständen und dingen
funktioniert es
in jeder situation
und an jedem ort?

erst dann funktioniert es wirklich

und da sind wenige dinge übrig:
das sprechen
die imagination
die liebe
und das unbändige vertrauen in die quelle allen seins

Still und leicht

später als sonst bin ich heute erwacht
mit leichtem Herzen
mit klaren Gedanken

kein Sehnen und Suchen
und kein rastloses Herz

und ich weiss
ich könnte mich freuen darüber
über diese Ruhe und Stille in mir

doch stattdessen kriechen die Tränen
kühl und wie in einem Traum
meine Wangen hinunter

diesen Raum kenne ich nicht
und ich fürchte mich
auf einmal
wie ein Kind im Dunkeln

und weiss nicht
wie die Gesetze sind
in dieser Welt
in der ich heute Morgen erwacht

mich friert
und ich weiss
ich kann Dich nicht halten

und ich spüre Liebe
ganz still und leicht
und weiss nicht
ob sie Dich noch erreicht

Mein Kind

und ich sage dir mein kind (zu mir selber sprechend)

du darfst tanzen durch den regen – auch mitten im winter
und du darfst auf bäume klettern und dir ein baumhaus bauen
und selbstverständlich darfst du auch ganz viel anderes tun

doch
glaube nicht denen
die schmerz suchen ohne zu fühlen ob da wirklich schmerz ist

und
glaube nicht denen
die verbote erfinden ohne zu wissen ob da wirklich gefahr ist

und
glaube nicht denen
die dunkelheit predigen ohne wahrzunehmen dass die sonne scheint

und
glaube niemals denen
die ängste erfinden um zu verhindern dass du verstehst

ja mein kind
entdecke das leben

und sei
die du bist